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Sanct ØHL Trio
Kontrabass - Schlagzeug - Saxophon
Kein Jazz, daher der Name St.Øhl: St. = Sanct, Øhl = Bier (schwedisch).
Dennoch ist St.Øhl gebürtig im Bayernland. Deswegen wurde die deutsche Übersetzung erst später klar. Tatsache ist, daß St.Øhl seine Musik seit 30 Jahren mit Bier ölt, was das Heilige an seinem Klang den Ekstasenschweiß niemals in irgendeiner Weise befleckte.
aktuelle Konzerte:
Feitag 18. Okt. 2019
Kulturschranne Dachau
Samstag 12. Januar 2019, 20.00h
Gasthaus Bayerwald; Bayerwaldstr. 43, 84030 Landshut
Jazzfreunde Landshut
Video 1
Video 2
Kritiken
...Musik der Marke High-Energy-Free-Jazz" wie man sie lange nicht gehört hat. Dabei standen mit Flo Haas am Tenorsaxophon und Querflöte, Stephan Lanius am Kontrabaß und Günter Hillenmeyer am Schlagzeug nur drei Musiker auf der Bühne, die jedoch unhörbar das Ziel verfolgten, kreative Hochspannungsmusik in Perfektion zu erzeugen. Energie als gemeinsames Credo..."
Süddeutsche Zeitung
20. Oktober 2019
In der Kulturschranne Dachau: Ein musikalisches Klanggewitter
Stephan Lanius wird durch seine Solodarbietungen zur zentralen Figur des Konzerts.(Foto: Toni Heigl)
Das Sanct Øhl Trio überrascht durch seine Vielseitigkeit
Von Andreas Pernpeintner, Dachau
Die drei Herren des Sanct Øhl Trios - gute Bekannte aus der Historie des heuer 20-jährigen Jazz e.V. - fackeln nicht lange, als sie am Freitagabend ihr Konzert beim Jazz e.V. in der Kulturschranne eröffnen. Kaum eine Minute ist vergangen, da haben sich die Musiker bereits in einem rhythmisch mächtig stampfenden Crescendo in eine erste furiose Klangeruption hineinmanövriert. Als die sich entladen hat, greift Kontrabassist Stefan Lanius zum Bogen. Doch wer meint, ein gestrichener Ton sei ein sanfteres Klangereignis als ein perkussiv gezupfter, der irrt. Die Prägnanz lässt um keine Spur nach, Lanius streicht die Töne mit enormer Härte - und schon zieht das nächste Gewitter auf.
Natürlich ist dieses Konzert nicht die ganze Zeit laut und brachial, ganz und gar nicht. Aber wenn es ein sämtliche Ausdrucksspektren umfassendes Charakteristikum dieses Trios gibt, dann jenes, dass alles an dieser Musik intensiv und ausdrucksstark ist - und sei sie gerade noch so leise und in der Klangereignisdichte reduziert. Schon die zweite Nummer zeigt das: In starkem Kontrast zum Opener stellt Lanius nun einen lässigen Swing-Groove in den Raum.
Und was erklingt auf dieser Basis? Eine herrlich abstruse, von Lanius vokal vorgetragene Abhandlung über den korrekten Umgang mit "Wertbeuteln" und "Wertpaketsäcken" bei der Post. Der Text, Saxofonist und Flötist Flo Haas versichert es glaubhaft, stammt aus einer echten Dienstanweisung der Post. Vermutlich ist gerade deshalb der Wahrheitsgehalt dieser fast dadaistisch anmutenden Darbietung so frappierend. Ein wenig muss man da an den Komiker Helge Schneider und eine seiner fundamentalen Weisheiten denken: "Wenn der Komet kommt, kommt der Komet."
Es ist nur die erste Vokaldarbietung, die Lanius an diesem Abend zum Besten gibt. Zweimal wird er Einblicke in seine "Reihe der Tierlieder" (so Haas in seiner Anmoderation) geben: Während sein "Elefant" dabei etwas hartnäckig nach philosophischer Weisheit schürft (sechs blinde Kinder waschen je ein Körperteil eines Elefanten und entwickeln so ganz unterschiedliche Vorstellungen des Tieres - jeder Mensch hat seine eigene Wahrheit), ist das im ersten Set erklingende Solo-Melodram über die Sehnsucht eines Nachtfalters nach dem fern blinkenden Stern einfach hinreißend: nur Lanius, seine Stimme, seine Gestik und sein Kontrabass im liebevollen, halbszenisch dargebotenen Gespräch. Das ist wundervoll, lautmalerisch und voller Überraschungsmomente: Jener Nachtfalter, der sich mit dem Stern ein unerreichbares Ziel ausgesucht hat, lebt glücklich, während seine Artgenossen elendig an einer heißen Glühbirne verbrutzeln.
Keine Frage, Lanius wird durch diese Solodarbietungen zur zentralen Figur des Konzerts. Doch lebt die Musik des Trios klanglich ebenso durch die schiere musikalische Qualität, die Haas und Schlagzeuger Günter Hillenmeyer einbringen. Sobald Haas eines seiner Instrumente an die Lippen hebt, sind seine Linien und Riffs das musikalisch bestimmende Strukturelement. Und dass die Riffs dabei im Gesamtklang lupenrein koordiniert sind, gibt ihnen eine enorme Kraft. Dieses feingliedrige und dabei stets wuchtige Zusammenspiel ist erstklassig - und Hillenmeyer, der technisch stupende Schlagzeuger, der schließlich auch mit hochvirtuosen Soli hervortritt, hat daran großen Anteil.
Es mag sein, dass das zweite Set zwischendurch etwas zu routiniert daherkommt und man sich ein wenig daran abhört, dass die Kompositionen derbe Titel wie "Schrotthaufen" oder "Gammelfleisch" tragen. Spätestens zum Zugabenteil aber kehrt die packende Intensität der ersten Konzerthälfte zurück.
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